Station 2: Altstadt
Im Altstadtareal entlang der Straßen Wüste Worth, Uchtstraße, Mittelstraße, Hook, Hohe Bude und Breite Straße wurden 15 s/w-Fotografien von Rüdiger Laleike, die die damalige Menschenketten-Aktion „Rettet die Altstadt“ zeigen, großformatig zur Installationen „Stadt.W(a)ende“ zusammengestellt. Zudem wurden Schuhabdrücke – mit dem „wi(e)der-sprechen!“-Schriftzug – auf den Bürgersteigen gesprüht, um den Verlauf der „Menschenkette“ zu visualisieren. An allen Stationen konnte über QR-Codes die vierteilige Interviewcollage „Die Stendaler Altstadt“ als Audioguide abgerufen werden. Dieser Vierteiler wurde als Videodokumentation am 14. Oktober 2024 an dem Filmabend „Rettet die Altstadt“ in der Kleinen Markthalle der Öffentlichkeit präsentiert, zudem auch Ausschnitte aus einem über zweistündigen Video von Peter Volmari mit Aufnahmen aus Stendal im Frühjahr 1990.
Stadt.W(a)ende – Installation mit 15 Fotos
Am 3. Februar 1990 bildete sich in der Altstadt von Stendal eine „Menschenkette“, die in mehreren Straßen die verfallen Häuser umsäumte. Nach der in den 1970er Jahren beschlossenen Planung, das gesamte Altstadtareal durch eine Neubausiedlung, vergleichbar mit der in Stendal Stadtsee, zu ersetzen, schien die Altstadt sich fast zwei Jahrzehnte selbst überlassen. Ende der 1980er Jahre bestand diese überwiegend nur noch aus Ruinen. Die Menschenketten-Aktion unter dem Motto „Rettet die Altstadt“ war ein sichtbares Symbol gegen eine verfehlte Baupolitik. Durch die Gründung und den Einsatz einer Arbeitsgruppe im Neuen Forum und der Unterstützung durch die westdeutsche Partnerstadt Lemgo konnten viele der verfallenen Häuser gerettet werden.
Die von Rüdiger Laleike fotografierten Demonstrationsbilder wurden großformartig an den Originalschauplätzen gezeigt und der Verlauf der Menschenkette mit „wi(e)der-sprechen“-Schuhabdrücken auf die Bürgersteige gesprüht, um den Protest in der „Wendezeit“ wieder sichtbar zu machen. Mehr aber noch: Die s/w-Fotos konfrontiert mit der farbigen Realität der „geretteten Altstadt“ stehen für die Leistung der damaligen Akteurinnen und Akteure und ihrem „wi(e)der-sprechen!“ und sind damit Ausdruck für ein zivilgesellschaftliches Engagement zum Gemeinwohl im Rahmen demokratischer Mittel.
Hinweis: Die Fotografien waren auch in der 10minütigen Fotocollage „Wende.Bilder“ in der Kirche St. Petri zu sehen.
Stadt.W(a)ende – Installation mit 15 Fotos, verschiedene Größen (A1 bis zu 125*195cm)
Konzept: Günter Mey
Fotos: Rüdiger Laleike
Realisation: Fatou Rogalski (Straßenmarkierung), Ireen Alshut, Nora Kiel (Schablonen)
Druck: Druckmanufaktur Stendal
© 2024
Die Stendaler Altstadt # 1: Verfall – Videocollage
In dem ersten von vier Teilen zur Stendaler Altstadt erzählen die im Rahmen des Projekts „wieder-sprechen! Stendal 89/90“ Interviewten von der damaligen „Geisterstadt“ Stendal, in der es grau war und bis Ende der 1980er Jahre fast 40 Prozent der Häuser leer standen. Geplant war, das Altstadtareal durch fünfgeschossige Plattenbauten in der typischen sozialistischen Wohnungsbauweise zu ersetzen und zudem eine Magistrale für Paraden durch Stendal laufen zu lassen. Die Altstadt wurde unbewohnbar und auch unbewohnbar gemacht: teilweise wurden Wasser und Strom abgestellt und dies sollte bewusst zur Entmietung führen. Deutlich machen die Interviewten nicht nur, dass es aufgrund von Baumaterialknappheit schwer war, die Häuser in Stand zu halten, sondern auch, dass die Bürgerinnen und Bürger kein Mitspracherecht hatten.
Hinweis: Auch als Audioguide verfügbar.
Die Stendaler Altstadt # 1: Verfall – Videocollage, 6:14min
Konzept: Günter Mey
Recherche/Kompilation: Anna-Luise Bausch, Alina Langer, Fatou Rogalski
Interviewmaterial von Petra Drescher, Dr. Joachim Franke, Heidrun Frobel, Detlef Frobel, Malte Fröhlich, Bärbel Hornemann, Beate Instenberg, Reiner Instenberg, Rüdiger Laleike, Dr. Karl-Friedrich Reckling
Realisation: Günter Wallbrecht
© 2024
Die Stendaler Altstadt # 2: Sozialistische Bebauung – Videocollage
Im zweiten Teil zur Stendaler Altstadt äußern sich die im Rahmen des Projekts „wieder-sprechen! Stendal 89/90“ Interviewten zur sozialistischen Baupolitik, die auf den modernen Wohnungsbau abzielte – also Gebäude mit Fernwärme und eigenen Bädern. Diese politischen Vorgaben hätten – beim Fortbestand der DDR – das Gesicht der Altstadt verändert. Auch wenn nicht hochgeschossige Plattenbausiedlungen wie in Stendal Stadtsee geplant waren, hätten diese in der Altstadt die dort stehende Kirche überragt. Erwähnt wird auch der erste Widerstand gegen die Realisierung der Baumaßnahmen.
Hinweis: Auch als Audioguide verfügbar.
Die Stendaler Altstadt – # 2: Sozialistische Bebauung – Videocollage, 5:42min
Konzept: Günter Mey
Recherche/Kompilation: Anna-Luise Bausch, Alina Langer, Fatou Rogalski
Interviewmaterial von Petra Drescher, Malte Fröhlich, Bärbel Hornemann, Beate Instenberg, Reiner Instenberg, Rüdiger Laleike
Realisation: Günter Wallbrecht
© 2024
Die Stendaler Altstadt # 3: Aktionen – Videocollage
Im vorletzten Teil zur Stendaler Altstadt sprechen die im Rahmen des Projekts „wieder-sprechen! Stendal 89/90“ Interviewten über Aktionen gegen die Neubebauung des Altstadtareals, insbesondere sind es die Aktivitäten der Arbeitsgruppe im Neuen Forum, die Eingaben schrieben und so den Protest zunehmend formierten. Dazu gehört auch die Aktion „Menschenkette“, in der sich der Wunsch zum Erhalt der Altstadt bei der Bevölkerung ausdrückte, aber auch geweckt werden sollte. Vor dem Hintergrund der Stimmung im „Wende“-Herbst wurde nicht nur die Mitgestaltung möglich, sondern angesichts noch fehlender kommunaler Strukturen bestand auch viel Freiraum bei der Ausgestaltung des Vorgehens. Als hilfreich wurden in dieser Umbruchzeit die Beziehungen zur westdeutschen Partnerstadt Lemgo angeführt und die Offenheit der Stadt Stendal, die gegenüber Impulsen von außen – sowohl aus Lemgo als auch vom Neuen Forum – offen war.
Hinweis: Auch als Audioguide verfügbar.
Die Stendaler Altstadt # 3: Aktionen – Videocollage, 13:05min
Konzept: Günter Mey
Recherche/Kompilation: Anna-Luise Bausch, Alina Langer, Fatou Rogalski
Interviewmaterial von Petra Drescher, Dr. Joachim Franke, Detlef Frobel, Heidrun Frobel, Malte Fröhlich, Bärbel Hornemann, Reiner Instenberg, Rüdiger Laleike
Realisation: Günter Wallbrecht
© 2024
Die Stendaler Altstadt # 4: Veränderung Wirkung Heute – Videocollage
Im vierten und letzten Teil zur Stendaler Altstadt bedenken die im Rahmen des Projekts „wieder-sprechen! Stendal 89/90“ Interviewten die besonderen Herausforderungen nach der Wende, die auf der einen Seite aus unklaren Eigentumsverhältnissen und auf der anderen Seite aus der Dringlichkeit des Handels zum Erhalt der Altstadt bestanden. Ohne offizielle politische Legitimation, jedoch mit Unterstützung der Stadt, konnten auch „volkseigene“ Häuser günstig ersteigert werden, um diese zu sanieren. Zum Erfolg der Rettung der Altstadt gehört aber auch, dass viel selbst gemacht und viel Neues gelernt werden musste. Resümiert wird, dass ohne die „Wende“ zur richtigen Zeit und ohne das Engagement der Stendalerinnen und Stendaler die heutige Altstadt nicht denkbar wäre.
Hinweis: Auch als Audioguide verfügbar.
Die Stendaler Altstadt # 4: Veränderung Wirkung Heute – Videocollage, 8:26min
Konzept: Günter Mey
Recherche/Kompilation: Anna-Luise Bausch, Alina Langer, Fatou Rogalski
Interviewmaterial von Petra Drescher, Dr. Joachim Franke, Detlef Frobel, Heidrun Frobel, Malte Fröhlich, Bärbel Hornemann, Beate Instenberg, Reiner Instenberg, Rüdiger Laleike
Realisation: Günter Wallbrecht
© 2024
Altstadt Stendal (Anfang 1990)
Das 24-minütige Video stellt einen Ausschnitt des Rohmaterials dar, das Peter Volmari Anfang 1990 in Stendal aufgenommen hat. Die Entscheidung, Aufnahmen der Altstadt Stendals zu kompilieren, wurde aufgrund des Fokus des Ausstellungsprojektes „wi(e)der-sprechen! Stendal 89/90“ getroffen, indem u.a. die „Rettet die Altstadt“-Menschenkette am 3. Februar 1990 ein zentrales Thema war. Diese bildete sich um die überwiegend baufälligen Häuser in Breite Straße, Hohe Bude, Hoock, Mittelstraße, Uchtstraße, Wüste Worth. Zudem wurden weitere Straßenzüge in die Zusammenstellung aufgenommen, da in der vierteiligen Serie „Die Stendaler Altstadt“ die Interviewten diese erwähnen, so insbesondere: Karnipp, Petrikirchstraße, Rohrstraße, Uppstall.
Altstadt Stendal (Anfang 1990), 24:11min
Kamera: Peter Volmari
Schnitt: Alina Langer
(c) 1990 / 2024
Stendal (Anfang 1990)
In dem fast zwei-stündigen Video, das Peter Volmari Anfang 1990, in Stendal aufgenommen hat, sind nicht nur die Altstadt, sondern auch die Plattenbau-Siedlung Stadtsee zu sehen. Darüber hinaus wurden viele der Wahlplakate der bevorstehenden „ersten freien Wahlen“, die 10. und letzte Wahl zur Volkskammer der DDR) am 18. März 1990 sowie Geschäftsauslagen videografiert. Bei der Bearbeitung wurde das Material nur geringfügig selektiert..
Stendal (Anfang 1990), 113:25min
Kamera: Peter Volmari
Schnitt: Alina Langer
(c) 1990 / 2024